akzept e.V.

Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik

Ziele

 

Politische Ziele von akzept sind
• Schutz der Menschenwürde aller DrogenkonsumentInnen
• Veränderung der Drogenpolitik in Richtung einer ganzheitlichen Drogenpolitik
• Entkriminalisierung der Drogenkonsumenten und Regulierung der Abgabe
• Forschung zur Wirkung prohibitiver Drogenpolitik

Praktische Ziele sind
• Umfassendes Verständnis von Drogenkonsum und Abhängigkeit
• Klientenorientierte statt institutionsorientierte Hilfen
• Schutz vor gesundheitlichen und sozialen Schäden: harm-reduction
• GesellschaftlicheTeilhabe
• Förderung von Selbsthilfepotentialen

Für die Umsetzung dieser Ziele setzen sich rund 200 Mitglieder von akzept, 60 Einrichtungen und Projekte sowie 135 Einzelmitglieder (PaktikerInnen, WissenschaftlerInnen, MedizinerInnen, Betroffene und Elternselbsthilfe) aus Deutschland und Nachbarländern ein.

 

Doch was genau meint der neuerdings in mehreren Bereichen der Sozialarbeit verwendete Begriff der Akzeptanz? Meint Akzeptanz in der Arbeit etwa mit rechtsradikalen, gewaltbereiten Jugendlichen unhinterfragte Billigung? Oder im Drogenbereich Verharmlosung und Gleichgültigkeit gegenüber Abhängigkeit?
Zunächst beinhaltet Akzeptanz, daß man, statt eine aus- und abgrenzende Politik zu betreiben, einen Dialog zwischen unterschiedlichen Werten und Lebensstilen anbietet. Erst auf dieser Basis ist ein gegenseitiges Verstehen von grundsätzlich verschiedenen Lebensentwürfen und ihrer persönlichen und sozialen Entstehungsgeschichte möglich.
Für die Menschen, die illegale Drogen nehmen oder nehmen müssen, heißt dies zunächst, daß die Illegalität des Drogengebrauchs die prägende gesellschaftliche Bedingung für ihren Alltag darstellt: Schwarzmarkt, schwankender Reinheitsgehalt der Droge und lebensgefährliche Beimischungen produzieren zum großen Teil erst die Gesundheitsrisiken, die zu minimieren sich die in diesem Heft vorgestellten Angebote zum Ziel gesetzt haben.

Die polizeiliche Kontrolltätigkeit wird weiter intensiviert: Das Bundeskriminalamtes weist seit Mitte der 80er Jahre eine zunehmende Zahl von polizeilich auffällig gewordenen DrogenkonsumentInnen und -händler aus: 1994 wurden ca. 187 000 Rauschgiftdelikte registriert – eine stetige Zunahme und Verdreifachung seit 1984. Ein erheblicher Teil ist wegen Cannabiskonsum und -besitz polizeilich auffällig gewordenen (43%). Erhebliche Steigerungsraten wurden bei Delikten in Zusammenhang mit LSD und Amphetaminen festgestellt, während Heroin- und Kokaindelikte relativ konstant blieben. Zusätzlich erfaßt die Polizei die Zahl der sog. Erstauffälligen Konsumenten harter Drogen, d.h. ausschließlich diejenigen Drogenkonsumenten, die den Strafverfolgungsbehörden erstmals mit dem Gebrauch harter Drogen (Opiate, Kokain und synthetische Drogen) bekannt werden: diese Zahl hat sich seit 1986 auf 1996 ca. 17.000 mehr als vervierfacht.

Rauschgiftdelikte sind Kontrolldelikte, d.h. sie spiegeln die Kontrollintensität der Strafverfolgungsbehörden wieder und nicht unbedingt die reale Konsumentwicklung. Da es in diesem Bereich naturgemäß keine Anzeigen gibt, ist die Polizei auf intensive Ermittlungen und Informanten angewiesen. Die Zunahme der Zahlen verdeutlicht jedoch die Kontrollintensität, mit der die Strafverfolgungsbehörden versuchen die Konsumenten illegaler Drogen zu erfassen. Dies bedeutet, daß über kurz oder lang die Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit Drogenerwerb, -besitz und -handel auffällig zu werden, relativ groß ist.

Haft, Verfolgung, erzwungene Therapie, Polizeivernehmung – all dies schafft eine soziale Ausgrenzung, die durch Kontaktabbruch von FreundInnen, Bekannten, Familie, PartnerIn oftmals im Kleinen vollzogen wird und gesamtgesellschaftlich eine weitere Gruppe von Randständigen, Ausgegrenzten, Chancenlosen schafft. Diese Ausgrenzungspolitik hat auch Entsolidarisierungseffekte zur Folge: Es macht DrogengebraucherInnen zu Spitzeln der Polizei und Justiz, verhindert gemeinsame politische Artikulation und Aktion, spaltet, schürt Mißtrauen und Angst, fördert Verrohung. Dies drückte die Bremer Gefangenenzeitung DISKUS in einem Nachruf auf zwei drogenabhängige Menschen aus, die sich in der Haft das Leben genommen hatten: „Als der Dealer von Wolfgangs Tod erfuhr sagte er nur: „Scheiße, von dem krieg‘ ich noch zwanzig Mark’.“
Was Leben in der Illegalität heißt, läßt sich nur schwer demjenigen vermitteln, der draußen steht.
Nackte Zahlen in der täglichen Presse über die hohe Ansteckungsrate mit dem AIDS-verursachenden HIV-Virus, die Verbreitung von gefährlichen Hepatitisviren, sexuell übertragbaren Krankheiten, Tuberkulose, bakterielle Ecokarditis, Nierenerkrankungen oder die Sterberate unter DrogenkonsumentInnen drückt nur sehr unvollkommen aus, was es bedeutet, existentiell bedroht zu sein.
MitarbeiterInnen der akzeptierendem Drogenarbeit haben in ihrer täglichen Arbeit in der Konfrontation mit anderen Lebensstilen zunächst gelernt, genauer hinzusehen, zu differenzieren, das Fixerbild der Medien zu hinterfragen: Sind es tatsächlich die Drogen, die das sichtbare „Drogenelend“ verursachen, oder sind es auch die Folgen eines „Drogenpolitik-Elends“, d.h. eines Teufelskreises aus Kriminalisierung und Verfolgung? In unserer täglichen Arbeit merken wir, daß die durch die Drogenpolitik induzierten Probleme so groß sind, daß sie mögliche Suchtproblem völlig überlagern. Kaum ein Moment in der Drogenhilfe, der nicht gekennzeichnet wäre von der Arbeit an den Folgen der Illegalität und Verfolgung (Schulden, Lohnpfändung, schlechter gesundheitlicher Status, Notwendigkeit der Haftvermeidung/-ent-lassung usw.)

 

Akzeptanz bedeutet aber auch, KonsumentInnen illegaler Drogen, wie im übrigen legaler Drogen auch, nicht von vornherein oder überhaupt als beratungs- und behandlungsbedürftige Objekte „therapeutischer Begierde“ bzw. gesellschaftlicher Straf- und Abgrenzungsbedürfnisse zu betrachten. Dies war und ist z.T. heute noch so: die unselige Verquickung von Strafrecht und Therapie/Beratung hat die Legitmation dafür geliefert, daß der „Zweck“ (Abstinenz) scheinbar alle Mittel heiligt: Von der Babyphasen-Theorie, in der Sündige ganz von vorn anfangen sollen, bis zu Konfrontationssitzungen in der sog. stationären Langzeittherapie, in der Anwesende hemmungslos auf den zu Therapierenden einschreien durften bis dieser „ganz unten“ war, um fortan wieder neu, mit anderer Orientierung, mit anderen Freunden, mit anderer Kleidung, aufgebaut werden zu können. Ein ganz dunkles Kapitel jüngster Therapie- und Psychiatriegeschichte.
Die akzeptierende Drogenarbeit betrachtet Drogenkonsum differenziert als bewußte Konsumentscheidung zum Zwecke des Genusses oder der Selbstmedikation, als Lebensstiläußerung, oder auch als Krankheit, für die es angemessene, d.h. bedürfnisorientierte Hilfen und Therapien geben muß. Die Selbstbestimmung des Einzelnen steht im Vordergrund unserer Drogenhilfe, statt des umarmenden „Wir-wissen-was-für-dich-das-Beste-ist!“ und die fürsorgliche Belagerung.
Das heißt für uns Unterstützung von Selbsthilfe: Der Selbsthilfe Raum (und auch Räume) zu geben für ihre Verbraucherschutzmaßnahmen (z.B. bei Partydrogen), politische Artikulation oder praktische Hilfen untereinander. Die Selbstheilungskräfte und die Betroffenenkompetenz sind wichtige Faktoren, die bei der Selbsthilfeförderung unterstützt werden müssen. So können DrogengebraucherInnen verstärkt ihre eigenen politischen Forderungen und praktischen Bedürfnisse formulieren: Emanzipation statt Entmündigung!
Das heißt aber nicht, daß professionelle Hilfe überflüssig geworden wäre. Sie ist überall dort gefragt, wo Kenntnisse und Fähigkeiten verlangt werden, die in der Selbsthilfe nicht oder nicht ohne weiteres vorhanden sind oder allgemein etwas mehr Distanz erfordern.
Akzeptanz heißt auch, daß wir die drogenpolitische Dominanz der Repression, wie etwa die allerorts zu beobachtende „Zerschlagung“ der offenen Drogenszene, die „Auflösung“ des Drogenstrichs, öffentlich thematisieren und auf die gesundheitlichen Risiken und sozialen Folgen hinweisen. Die ordnungspolitisch orientierte kommunale Umgehensweise mit der „offenen Szene“ ignoriert in der Regel völlig, daß DrogenkonsumentInnen, vor allem die, die relativ verelendet sind, einen Kommunikationsraum brauchen, in dem auch noch gegenseitige Hilfestellungen stattfinden können. Mit dem repressiven Vorgehen gegen Ansammlungen von DrogenkonsumentInnen wird lediglich Sozialkosmetik betrieben. Es gelingt wahrscheinlich nicht einmal, das oft zitierte „subjektive“ Sicherheitsempfinden zu stärken. Zu kraß sichtbar sind in den Großstädten die Folgen der Zerschlagung.
Akzeptierende Drogenarbeit nimmt die Gesundheitsbedürfnisse der DrogenkonsumentInnen ernst. Unter den Bedingungen der Teilprohibition heißt dies, daß die durch Schwarzmarktdrogen und die Illegalität bewirkten Gesundheitsrisiken minimiert werden müssen: Durch „safer-use“, Spritzenaus- tauschangebote, Druckräume, Wohnraum und Arbeitsmöglichkeiten ohne Bindung an Abstinenzverhalten. Es geht zunächst darum, nicht mehr rückgängig zu machenden Schädigungen wie z.B. eine HIV-Infektion vermeiden zu helfen. Verbraucherschutz bedeutet in diesem Zusammenhang, alles zu unternehmen, was die kriminalisierungsbedingten, zusätzlichen Schädigungen vermeiden hilft.
Dieses gilt insbesondere für den Strafvollzug, in dem sich etwa 10.000 bis 20.000 drogenabhängige Gefangene befinden, die mit der Inhaftierung einen „Hygienerückfall“ erleben. Seit mehr als zehn Jahren haben sie harm-reduction-Botschaften verinnerlicht und beherzigt und mit der Inhaftierung werden sie aufgefordert, sich von safer-use-Regeln zu verabschieden.

 

„Nur Hilfe hilft!“ – Hilft nur Hilfe?
„Nur Hilfe hilft!“ stand auf einem Flugblatt der Frankfurter AIDS-Hilfe. Wirklich? Muß der oben beschriebene Weg des Dialogs als Methode akzeptierender Drogenarbeit sich nicht auch beziehen auf den Dialog mit AnwohnerInnen, Schulkindern, Polizei, Justiz und Politik? Um kommunalpolitische Zuspitzungen aufzulösen hilft nur eine Präsenz akzeptierender Drogenarbeit an Runden Tischen, um – gemeinsam mit user-Gruppen – für menschenwürdige Drogenpolitik zu argumentieren. Daß Ordnungspolitik und Gesundheitspolitik nicht nur Gegensätze sein müssen, zeigen konzeptionelle Überlegungen von akzept-Vereinen vor Ort: „Utrechter-Modell“-Diskussion in Bremen, für bessere Arbeitsbedingungen Beschaffungsprostituierter; „Gesundheitsräume/ Kontaktläden werden ebenfalls beiden Interessen gerecht. Es geht um die Klärung, daß es weder in der Drogenhilfe noch in der Drogenpolitik einen Königsweg geben darf und darum, die moralische Besetzung und Symbolaufladung traditioneller Drogenpolitik (Dämonisierung der Substanz, Ausländerfeindlichkeit etc.), zu enthüllen.

Chancen und Gefahren einer Professionalisierung
Akzeptierende Drogenarbeit ist als eine politische Bewegung gestartet, die mit praktischen Angeboten überzeugend Lücken im damaligen, eindimensional auf Abstinenz ausgerichteten Drogenhilfesystem, aufgezeigt hat. Heute ist die Praxis akzeptierender Drogenarbeit unter dem Titel „harm-reduction“ als effektive Drogenhilfe anerkannt und mit erheblichen finanziellen Mitteln ausgestattet worden (vor dem Hintergrund eines nur 10jährigen Prozesses gesehen). Mit dieser Entwicklung sind aber auch erhebliche Veränderungs- und Anpassungsleistungen vollbracht worden: vom Geldgeber wird eine bestimmte Versorgungsleistung vor Ort erwartet und abgerechnet – ohne Ideologie und politisches Engagement drumherum. Die MitarbeiterInnen verstehen sich deshalb heute als Profis im Management bestimmter Problemlagen von Randgruppen, d.h. die Nähe zum Klientel entspringt nicht mehr einer selbstverständlichen Haltung, sondern methodischen Überlegungen: Nur indem man Nähe aufbaut, kann man einen Dialog führen. Es ist folglich ein Professionalisierungs- und in Teilen auch Bürokratisierungsprozeß im Gange – die Entwicklung scheint der der „release“-Bewegung Anfang der 70er Jahre nicht unähnlich zu sein.
Neben einem Nutzen birgt dieser Prozeß aber auch die Gefahr einer Verstelbstständigung, die sich aus fachlichen und ökonomischen Motiven an einer Pathologisierung des Klientels beteiligt: Die „Entdeckung“ der Doppeldiagnose scheint ein erstes Anzeichen dafür zu sein, mit Verweis auf psychiatrische Störungsbilder im Gewand psychiatrischer Terminologie, Sonderhilfen und -stationen einzufordern:

„Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet?“
Mit der Integration der Praxis akzeptierender Drogenarbeit in der Versorgungsstruktur vor Ort, d.h. vor allem mit der ökonomischen Abhängigkeit wird der politische und praktische Handlungsspielraum (der sich ja auch oft im rechtlichen Graubereich befand) immer enger. Dies wird besonders deutlich angesichts der knappen Haushaltsmittel vieler Kommunen, die vielen kleinen Vereinen und ihren MitarbeiterInnen Existenzsorgen bereiten. Vom Geldgeber werden schlicht Versorgungsleistungen in einem bestimmten Umfang gefordert: politische Aktionen, Resolutionen, symbolische Politik gegen das ausgrenzende Betäubungsmittelgesetz sind heute nicht gefragt und scheinen wirtschaftlichen Interessen entgegenzulaufen. Anzeichen eines „Ruhig-Werdens“ vieler ehemals drogenpolitisch aktiver Vereine im akzept e.V. lassen sich ausmachen: Alle haben verständlicherweise mit sich selbst und der Finanzierung ihrer jedes Jahr aufs Neue zu beantragenden Zuwendungen zu kämpfen, aber deshalb immer weniger Zeit, für und mit den Betroffenen für einen andere Drogenpolitik zu arbeiten. Diese Gefahr besteht und wir tun gut daran, uns wieder um gut analysierte drogenpolitische Alternativen zu kümmern und rechtliche Grenzen zu überschreiten, die ein überkommenes Verbotssystem als überfällig und abschaffbar verdeutlicht.

Qualitätssicherung
Je mehr die Praxis akzeptierender Drogenarbeit ein Ware wird, um so stärker sind wir gezwungen, uns dieser Herausforderung professionell zu stellen, d.h. vor allem mit Überlegungen zur Fachlichkeit unserer Arbeit. Wir haben dies bereits anhand der stark nachgefragten „ Leitlinien für die psycho-soziale Begleitung im Rahmen einer Substitutionsbehandlung“ (1995) und der „Leitlinien der akzeptierenden Drogenarbeit“ (1999) getan und werden diese Qualitätssicherungsarbeit vertiefen.

 

Gegen die soziale Ausgrenzung vieler DrogenkonsumentInnen schließlich muß eine auf Integration zielende Drogenpolitik entworfen und schrittweise auf kommunaler und nationaler Ebene durchgesetzt werden.
Auf kommunaler Ebene bedeutet dies vor allem, daß die Regelversorgungsdienste auch wieder Drogenabhängigen zugänglich gemacht werden. Denn überall wurden und werden Sonder- und Spezialdienste geschaffen, die sich nur mit DrogenkonsumentInnen beschäftigen soll(t)en: Sonderbesuchszeiten für MethadonnehmerInnen beim Arzt, Sonderdienste „Spritzenabgabe“ und Sonderambulanz, weil sich ApothekerInn und ÄrztInnen weigern, Drogenabhängige angemessen oder überhaupt zu behandeln – all dies schafft eine Sonderwirklichkeit für DrogengebraucherInnen, die eine soziale Ausgrenzung weiter verstärkt. Aber inwieweit ist die Praxis der akzeptierenden Drogenarbeit selbst am Erhalt von Sonderwirklichkeiten beteiligt? Gibt es nicht auch im Bereich der niedrigschwelligen Drogenarbeit Extra-Versorgungstrukturen die vom Regelversorgungssystem übernommen ggf. sogar besser gemacht werden könnten? Z.B. Spritzentausch wäre eigentlich eine Aufgabe der Apotheken, die in der Regel viel längere Öffnungszeiten haben und die man auch in die Entsorgung gebrauchter Spritzen einbinden könnte, neben der Spritzenvergabe im Kontaktcafé. Auch in unseren Angeboten besteht die Tendenz, originär in andere Unterstützungssysteme eingebundene Leistungen auch noch in das Drogenhilfesystem zu integrieren: Schuldenregulierung, Arbeits- und Wohnprojekte nur für DrogengebraucherInnen. Integration meint jedoch gerade den gegensätzlichen Weg: gegen eine weitere „Klientelisierung“ der DrogenkonsumentInnen.

Zudem müssen Drogenhilfeträger und Selbsthilfeorganisiationen gemeinsam die Drogenmythen zerstören (vorverurteilende Sprache, undifferenzierte Begriffe, wirklichkeitsfremde Vorstellung von Entstehung, Verlauf und Beendigung bsw. von Opiatkonsum). Aufklärung vor allem in einer Form von Gemeinwesenarbeit, um gemeinsam mit AnwohnerInnen drogenpolitisch sinnvolle und effektive, dezentrale Hilfseinrichtungen etablieren zu können.
Auf nationaler Ebene wirkt akzeptierende Drogenarbeit darauf hin, das Sonderstrafrecht „Betäubungsmittelgesetz“ abzuschaffen und die entsprechenden Substanzen in die Regelungs- und Kontrollmöglichkeiten bereits vorhandener Gesetze (bsw. Arzneimittelgesetz, Nahrungs- und Bedarfsgegenständegesetz) zu integrieren. Das Strafrecht als vermeintlich verhaltenssteuerndes Instrument hat nicht nur versagt, es hat mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Die Doppelmoral der Teilprohibition bewirkt fundamental eine Unglaubwürdigkeit des Staates: Gleiches ungleich zu behandeln, enttarnt Drogenpolitik als Willkürpolitik.
Deshalb wird die Norm des Drogenverbots ohne Schuldbewußtsein vertreten und hat so den prohibitiven Ansatz schon lange ad absurdum geführt.

Vor diesem Hintergrund steht akzept e.V. für eine Normalisierung im gesellschaftlichen Umgang mit der Drogenproblematik und bedürfnisorientierter Angebote für DrogenkonsumentInnen.

Heino Stöver, Oldenburg im Juni 1999

Die Satzung

„Acceptance orientated drug policy“, „low threshold drug services“ and „accompanying addiction“: – these have become common catchwords, and it would be hard to find a drug work concept that doesn´t use these slogans, demonstrating that this kind of „service“ is in great demand in the social service sector.

This is a market now being served both by the larger, formerly abstinence orientated organisations, and also increasingly by the smaller self-help initiatives, all peddling their versions of low threshold support and acceptance. The phrase „acceptance orientated drug work“ was originally coined to distinguish this method and its underlying concept from the mainstream of drug social work, whose practical and theoretical efforts were directed almost exclusively towards total abstinence.

Acceptance is now a key word in several areas of social work, but what exactly does it mean? For example, does it mean unconditional acquiescence in dealing with violent, right-wing teenage gangs? Or, in the field of drug work, indifference and minimising the dangers of addiction? First and foremost, acceptance means offering a dialogue between different values and ways of living, instead of adopting a policy of exclusion. This is the only foundation on which it is possible to build reciprocal understanding of conflicting lifestyles, and how they originated. For people who take illegal drugs, or who have to take them, for example, illegality is the dominating social factor in their everyday lives: living with the black market, exposure to differing, and sometimes deadly contaminants in unpredictable levels, all this leads to the health risks which we set out to alleviate, via the suggestions offered in this brochure.

Police controls are on the increase: since the mid 80´s The Federal Criminal Office can point to a growing number of offences involving drug users and dealers. In 1994, 187 000 drugs related crimes were registered – three times as many as in 1984. A considerable amount of those brushes with the police involve possession and consumption of cannabis (43%) but there has been a marked increase in offences connected with LSD and amphetamines, while heroin and cocaine related offences have stayed more or less constant. In addition, the police now register so called „first hard drugs offenders“, a statistic showing drug consumers who have come into conflict with the law on counts of hard drugs usage (opiates, cocaine and synthetic drugs) for the first time. Between 1986 and 1996 these numbers rose to 17 000 – four times as high.

Drug offences are „control offences“, that is, they mirror the level of law enforcement controls and don´t necessarily represent the real development in drug use. As few people report each other in this sector, the police have to rely on intensive investigation, and on informers. The increase in statistics indicates the growing intensity with which the law tries to control drug users, and means that sooner or later all users run a relatively high risk of coming into contact with the law, either through buying, possession or dealing.

Detention, prosecution, non-voluntary therapy, police interrogation – this all leads to social ostracism, followed often enough by broken contacts to friends, family, lovers and partners, thus swelling the ranks of the dispossessed and hopeless people living on the edge of society. This policy of stigmatisation cultivates a climate of non-solidarity, where drug users become the law´s spies and informers, effectively preventing them from finding common political ground; a collective stance, voice and action. It splits people up, and leads to an atmosphere of fear, mistrust and brutalisation. As the Bremen prisoners´ paper DISKUS put it, in their obituary for two people (both drug users), who committed suicide while in prison: „When the dealer heard about Wolfgang´s death, the only thing he said was `Shit. He owed me DM 20,–´“ It is almost impossible to convey what living outside the law means to someone who hasn´t experienced it.

Bald statistics in the daily papers about the high rate of ‚HIV infection, the spread of viral hepatitis infections, sexually transmitted diseases, tuberculosis, bacterial eco-carditis, kidney diseases and the high death toll among drug users can only give a very limited impression of what it is like to be existentially threatened in this way.
Workers in the field of drugs acceptance who are confronted daily with these diverging life patterns have learned to look more closely, to differentiate and question the media-created image of the bad guy fixer. Do drugs create this picture of misery, – or is it the result of a faulty drugs policy, of a vicious circle revolving around criminalisation and prosecution?
We notice in our daily work, that the problems caused by drugs policy are so overwhelming, that they outweigh by far any problems caused by the addiction itself. Hardly a moment goes by in drug work, which isn´t marked by the effort to cope with the consequences of illegality and prosecution (debt, wage forfeit, deterioration in health, the fight to avoid imprisonment or to be released, etc).

 

 

Acceptance also means not regarding users of illegal – or legal – drugs as a priori being in need of counselling, treatment, or in any way as „objects of therapeutic desire“, nor does it view them in the light of society´s need to punish or banish them. This school of thought (a mixture of criminal law and counselling/therapy) is still alive and well and claims that the „end“ (abstinence) justifies any „means“ available, for example the baby phase theory, in which the sinner has to start again from scratch, or confrontation sessions in long term in-patient therapy, in which participants are supposed to yell violently at the patient until he reaches the „rock bottom“ and can be helped to rebuild his life afresh with a new orientation, new friends, new clothes etc. – A dark chapter in recent therapeutic and psychiatric history. Acceptance drug work differentiates between regarding drug consumption as a conscious consumer decision either for pleasure, self medication, or as a lifestyle; or rather as an illness – needing adequate forms of aid or therapy. The self definition of the individual takes precedence in our form of drug work, and not the cosy „We know what´s best for you“ attitude, with its patronizing style of caring.
This means that we support self help, providing room (- and rooms -)for self-help initiatives to promote consumer safeguard measures (for example safe use of party drugs), find ways of political articulation or exchange practical help. For us, it is important to support the forces of self-healing and enable competence in the people affected,. In this way we hope that drug users will create their own political platform to voice their needs, and go from powerlessness to autonomy.
This does not mean that professional help is superfluous; it becomes necessary whenever a greater degree of knowledge or ability is called for, or when a more neutral kind of aid is needed than can be provided in a self- help setting. Acceptance also means speaking out about the dominant drug policy of repression, with its current practice of dismantling the drug scene and drug based prostitution, with no regard to the health and social risks involved. The law and order policies favoured by local government, and their treatment of the „open drugs scene“ completely ignore the fact that drug users, especially those further down the scale of neglect, need some kind of space to communicate and exchange help. Forcibly dispersing visible groups of drug consumers is nothing but social cosmetics, and probably won´t even help raise the level of perceived security among the general public; the consequences are already all too visible in our cities.
Acceptance drug work takes the health requirements of drug consumers seriously. Under conditions of partial prohibition this means helping to minimise the risks entailed in black market drugs, and living in illegality, such as safer consumption through needle exchange and dispensing, injection rooms, living space and job offers with no conditions of abstinence imposed. First and foremost we need to prevent irreparable harm such as HIV infection. In this connection, consumer safeguarding means taking all possible steps to avoid additional harm caused by criminalisation.
This is especially important within the prison system, where between 10,000 and 20,000 drug using inmates are obliged to cope without hygiene. For more than 10 years now, the word on the streets has been „harm reduction“ and „safer use“, but once inside they can forget they heard it.

 

„Only help helps!“ – Is that all that helps?
„Only help helps!“ was the heading on a Frankfurt AIDS-Help Association pamphlet. But is it true? Shouldn´t the dialogue method of acceptance drug work described above be extended to include residents, school children, the Police, legal institutions and politics? To defuse clashes with local government we need acceptance drug work representatives at the round table, – together with user participation, – to argue for more humane drug policies. That public order policies and health policies don´t have to occupy opposing corners has been demonstrated by concepts developed by local branches of „Akzept“. In Bremen the „Utrecht Modell“ for better conditions for people working in drug based prostitution was discussed. Health rooms and advice shops would also fit both agendas. It can´t be stressed often enough that there is no single easy course of action, either for drugs policy or drugs aid, and that it is far more important to expose and do away with the negative symbols beloved of traditional drugs policy, such as „demon drug“, „foreign drug pushers“ etc.

 

Risks and Opportunities of Professionalisation
Acceptance drug work started as a political movement with a practical approach, effectively exposing the gaps in the old one-dimensional (abstinence orientated) drugs aid system. Nowadays, acceptance drug work is recognized as an effective part of work with addicts, and receives substantial subsidies (considering the process only took 10 years) under the heading of „harm reduction“. But this development also entailed significant change and compromise: Sponsors expect a consistent, on the spot social service, which they will pay for, – with no ideological extras or political involvement. The image acceptance drug workers have of themselves nowadays is therefore of professional problem managers for certain peripheral social groups; that is, their involvement with their clients these days is no longer simply a matter of course, but has become a matter of method: dialogue is only possible when you get close to people. An increasing tendency towards professionalism, and to a certain extent bureaucracy, has set in, not unlike the process in the „release“ movement in the early 70´s.
Apart from its uses, this process also runs the risk of giving way to its own momentum and for professional and economic reasons helping to create a pathology for its clientele. An early sign of this seems to be the „discovery“ of the double diagnosis: psychiatric disorders couched in psychiatric terminology are employed in order to demand more auxiliary aids and special wards:

„Jump like a tiger. – Land like a rug??“
With the integration of practical acceptance drug work into existing care taking structures, and especially in view of the economic dependence this entails, the room for political and practical action (which often existed in a „grey area“ anyway) has narrowed considerably. Dwindling municipal budgets are making life difficult for many small organisations and their workers: sponsors expect a simple social service inside a certain scope, and aren´t interested in political action, resolutions, and symbolic demonstrations against hostile narcotics legislation, which in any case seem to run contrary to economic interests. Signs of „calming down“ are becoming visible among many formerly active organizations in the field of drug work in the akzept Association. Of course they all have enough to do, running their organizations and applying for next year´s financing, but that also means less time to spend with people involved with drugs, and to work with them towards creating better drugs policy. We are in danger of falling into a rut, and would do well to keep working on viable drug policy alternatives, to keep pushing back legal boundaries, and to exposing the traditionally prohibitive system as obsolete – and expendable.

 

Maintaining Standards
The more acceptance orientated drug work becomes a consumer product, the more we need to react professionally to this challenge and consider it in its subject context. There has been a great demand for our first publications: „Leitlinien für die psycho-soziale Begleitung im Rahmen einer Substitutionsbehandlung“ (Guidelines for Psychosocial Support during Drug Substitution Treatment) (1995), and „Leitlinien der akzeptierenden Drogenarbeit“ (Guidelines for Acceptance Orientated Drug Work) (1999). We intend to follow up this work, and broaden the scientific foundations in this field.

 

 

To combat the social ostracism of such a large number of drug users, we need to draw up a drugs policy aimed at integration, which can be implemented step by step on a local and national level.
At a local level, this would mean re-integrating drug addicts into the normal social services, from which they have gradually been excluded and referred to „special“ services for addicts only: with special hours for methadone maintenance (outside normal surgery hours); a special service for needle dispensing; and special clinics (because chemists and doctors refuse to treat addicts adequately, or sometimes at all). All of this creates a „special“ reality for drug users, intensifying their social exclusion. But doesn´t acceptance orientated drug work reinforce the existence of just such a „special“ reality? Couldn´t some of the specialized low threshold service structures be taken over, and maybe even organized better, along normal public service lines? Needle dispensing, for example, should logically be a service offered not only in contact cafés, but in normal chemists´ dispensaries, – which have longer opening hours, and are already geared to cope with needle disposal. In some cases, we also tend to integrate services which originally belonged within the normal scope of public service systems into the drugs aid system: debtors´ aid, employment and residential projects organized solely around drug users. Whereas integration means the opposite: it means ceasing to treat drug users as „clientele“.
Drugs aid sponsors and self help organizations need to put an end to the „drug myth“ with its prejudiced language, fuzzy concepts and unrealistic ideas on the origins, course and possible conclusion of opiate consumption. In the community, practical information is necessary, to establish effective local aid among, and with the help of residents.
On a national level, Acceptance work endeavours to rid the penal code of a distinct „Narcotics Law“, and to regulate substances under the controls already afforded by the existing laws (pertaining to medicines, food stuffs, consumer goods etc).Criminal Law as an instrument to influence people´s behaviour has not only proved itself a failure, but has caused more damage than it has done good. The double standard of a partial prohibition only serves to make State drugs policy seem an arbitrary matter. Treating two identical things so differently can only be termed a policy of hypocrisy.
This unperturbed view of prohibition as being „normal“ has long ceased to be anything but absurd.

This is the background against which Akzept e.V. stands for normal attitudes towards dealing with drugs, and the requirements of drug consumers in society.

 

Heino Stöver, Oldenburg, June 1999